Unser Wald hat die Landtagswahl in NRW verloren

Appell des ÖJV.NRW an die neue Landesregierung: Die Jagd stärken. Für den Wald der Zukunft

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Hitzesommer, Trockenheit, Windwurf, Borkenkäfer. Ausgedehnte Waldflächen sind vernichtet. Die Natur könnte viele dieser Wunden heilen. Wenn man sie ließe. Doch die um ein vielfaches überhöhten Wildbestände in den Wäldern (Rehe, Hirsche, Muffelschafe) verhindern den Aufbau natürlicher und klimastabiler Mischwälder.

Der Ökologische Jagdverein NRW (ÖJV.NRW) bedauert, dass die dringend notwendige Modernisierung der Jagd keinen Eingang in die am Samstag, 25. Juni 2022 beschlossene Koalitionsvereinbarung von CDU und GRÜNEN gefunden hat und stellt fest:
„Unser Wald in NRW hat die Landtagswahl verloren.“ Und das, obwohl die GRÜNEN dieses Anliegen in ihrem Wahlprogramm fest verankert hatten und auch die CDU klimastabile Wälder als Ziel ihrer Politik beschreibt, so Frank Christian Heute, der Vorsitzende ÖJV.NRW.

Die Zerschlagung des Umweltministeriums bzw. die Abspaltung von Landwirtschaft und Forst von Umwelt- und Naturschutz ist ein Schritt zurück in längst überwunden geglaubte Zeiten. Trennung statt Einigung ist politisches Mittelalter und kann aus ökologischer Sicht nie der richtige Weg sein.
Der ÖJV.NRW appelliert deshalb an die neue Landesregierung, das Thema „Modernisierung der Jagd“ nicht auf die lange Bank zu schieben und die natürliche Wiederbewaldung klimastabiler Mischwälder nicht länger fahrlässig zu verhindern.

„Angesichts der Katastrophen in unseren Wäldern ist es grotesk, dass die Landespolitik seit Jahren darüber redet, aber jetzt nicht handelt“, so der ÖJV-Vorsitzende Frank Christian Heute.
„In allen Teilen NRWs tolerieren Forstverwaltungen und Jagdbehörden, dass unsere massiv bedrohten Wälder den überhöhten Wildbestände geopfert werden,“ so Heute.

Es sei absurd, wenn ein „Baum-Scheck-Programm“ gefeiert werde, um mehr als eine Million Bäume in den Städten und Gemeinden zu pflanzen, aber gleichzeitig zu verschweigen und zu tolerieren, dass Milliarden Bäume in unseren Wäldern nicht über das Stadium des Keimlings hinauswachsen. Sie werden gefressen, weil unzureichend gejagt wird.

Sichtbar wird die Tragik überall dort, wo der junge Wald mit Plastikröhren und kilometerlangen Zäunen gesichert werden muss. Oft auf Kosten der Steuerzahler, häufig subventioniert mit
Steuergeld. Doch es geht bei weitem nicht nur um Schäden an Forstpflanzen. Die ökologischen Folgekosten der Waldwildschäden hinsichtlich Biodiversität und Waldschutzfunktionen werden bei derzeitiger Wilddichte ins Exorbitante steigen. Für jeden von uns.

Es geht auch anders. Das beweisen engagierte Förster/innen und Jäger/innen und einige private Forstbetriebe. Auf deren Flächen entwickeln sich natürliche, heimische und dem Klimawandel trotzende Mischwälder, die auch dem Wild bessere Lebensräume bieten. In einigen wenigen Revieren in NRW.
Frank Christian Heute: „Wir wissen, nicht erst seit dem gerade abgeschlossenen Rehwildprojekt NRW, wie gejagt werden muss, um eine artenreiche Wiederbewaldung zu sichern. Um diese Art der Jagd zu fördern, die sich an den Wildschäden orientiert und nicht an Partikularinteressen der Jagdpächter, bedarf es der politischen Unterstützung.“

Eine rückwärtsgewandte Jagd schadet der Natur, der Landeskasse und wird auf Kosten künftiger Generationen durchgeführt.
Die Folgen sind instabile Forstkulturen aus wenigen Nadelholzarten, weitere Verluste der Artenvielfalt, eine immense Verschwendung von Steuergeld und Bio-Kapital und schließlich massive Beeinträchtigung des Wild-Tierwohls.

Immerhin sollen Verbissgutachten in den Wäldern künftig schneller angefertigt werden, um aufzuzeigen, wo der Handlungsbedarf am größten ist. Der ÖJV.NRW weist jedoch seit Jahren darauf hin, dass die Waldwildschäden ein flächendeckendes Problem sind. Zudem hat NRW innerhalb von drei Jahren mehr als ein Viertel seiner Fichtenforste verloren, die nun artenreich wiederbewaldet werden müssen. Eine entsprechende Jagd ist hierfür Voraussetzung. Die Politik muss die Waldeigentümer/innen und die Jäger/innen in den Revieren dabei stärker unterstützen.

Jägerinnen und Jäger, die naturgemäß jagen wollen, haben ihren eigenen Jagdverband, den Ökologischen Jagdverein NRW. Er ist einer von zwölf ÖJV-Landesverbänden und Mitglied im Bundes-ÖJV.
Und übrigens: Wir fordern auch ein konsequentes Verbot von bleihaltiger Munition, weil es dem wertvollen Lebensmittel Wildbret schadet und Greifvögel gefährdet. Und wir empfehlen ein verpflichtendes Schiesstraining. Denn nur wer trifft, dem sollte der Schuss auf Tiere erlaubt sein.

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Mehr Informationen und Quellen:

Vier gute Gründe (PDF)
www.wildoekologie-heute.de  
www.hunting4future.org 
www.anw-deutschland.de 
Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte: Wikipedia, „Weisergatter“

 

Foto: ÖJV.NRW