von 10 bis 16.30 Uhr
Eine Tagung für Jagdrechtsinhaber, Jagdgenossenschaften,
Kommunen, Kirchengemeinden, Eigenjagdbesitzer
Das Jagdrecht in Deutschland kennt zwei alternative Möglichkeiten der Jagdnutzung: Die Jagdverpachtung und die Eigenbewirtschaftung der Jagd. Traditionell werden gemeinschaftliche Jagdbezirke und kommunale Eigenjagdbezirke verpachtet.
Doch seit den massiven Trockenschäden und Kalamitäten stellen immer mehr Waldbesitzer und Jagdgenossen die Frage, wie sie die Wiederbewaldung ihrer Flächen erreichen und den wirtschaftlichen und ökologischen Ruin verhindern können.
Ein Schlüsselfaktor ist die Jagd, denn überhöhte Schalenwildbestände verhindern in vielen Revieren die dringend nötige Naturverjüngung, verursachen damit immense Kosten und schmälern die biologische Vielfalt massiv.
Beispiele aus der Praxis, Handlungsoptionen, Erfahrungsberichte, Austausch und eine Exkursion in ein eigenbewirtschaftetes Revier.
Die Tagung ist eine gemeinsame Veranstaltung von:
Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft NRW, Gemeindewaldbesitzerverband NRW, St. Nikolaus Wipperfürth, Deutscher Forstverein NRW, Ökologischer Jagdverein NRW
Ab 9.30 Uhr Eintreffen der Teilnehmenden.
Detlev von Eichborn
stellvertretender Vorsitzender des ÖJV.NRW
Christoph Ewers
Bürgermeister Burbach / Vorsitzender Gemeindewaldbesitzerverband NRW
Dr. Ralf Petercord
Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW; Referat Waldbau, Klimawandel im Wald, Holzwirtschaft
Uli Osterheld
Geschäftsführer ProJagdkonzept
Luisa Kurzenhäuser
Hochschule Forst Rottenburg
Frank Christian Heute
Wildökologie-Heute
Gabriel von dem Bussche
Forstbetrieb Schloss Neuenhof
Torsten Dörmbach
Jagdgenossenschaft Wingenbach
Christopher Förster
Waldgenossenschaft Burbach
(mit Bustransfer)
Rückkehr zum Tagungsort: gegen 16.45 Uhr
Anmeldeschluss: 20. Oktober
Teilnahme und Bustransfer
sind kostenlos.
Inkl. Tagungsgetränke und Mittagsimbiss (hier freuen wir uns über eine Spende).
Pfarrheim in Agathaberg
Agathaberg 24
51688 Wipperfürth
Exkursion in den Gemeinschaftlichen Jagdbezirk Wingenbach 8 (Bustransfer).
Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW
Referat Waldbau, Klimawandel im Wald, Holzwirtschaft
In den kommenden Jahren werden die Auswirkungen des Klimawandels zunehmend deutlich werden. Damit verändert sich der Waldzustand erwartbar dramatisch. Die aktuellen Schäden in den Fichtenbeständen waren vor diesem Hintergrund erst der Anfang dieser Veränderungen. Die Geschwindigkeit des Klimawandels wird die natürliche Anpassung der Wälder überfordern, so dass ein aktives waldbauliches Handeln erforderlich ist, dass die Etablierung neuer genetischer Herkünfte und Baumarten ermöglicht. Bereits bestehende Schadflächen müssen wiederaufgeforstet und vitalitätsschwache Wälder umgebaut werden. Ziel sind strukturierte Mischbestände aus standortgerechten Baumarten, die aus auflaufender Naturverjüngung, aber eben auch aus Pflanzung und Saat als Verjüngungsverfahren entstehen.
Allein in Nordrhein-Westfalen sind in den kommenden Jahren ca. 350.000 Hektar Waldfläche betroffen. Der Finanzierungsaufwand wird mit ca. 1,5 Milliarden Euro für den Waldbesitz immens sein. Aktuell sind in Nordrhein-Westfalen die Schalenwildbestände insgesamt zu hoch, um den notwendigen Waldumbau ohne Wildschutzmaßnahmen realisieren zu können. Absehbar wird die bisherige Jagdpraxis nicht ausreichen, um die aktuelle Situation adäquat zu beheben. In der Folge sind zusätzliche finanzielle Aufwendungen für mechanischen bzw. chemischen Wildschutz notwendig oder neue Jagdkonzepte und -strategien erforderlich.
Geschäftsführer ProJagdkonzept
Was charakterisiert die Eigenregiebejagung gegenüber dem Pachtmodell? Für wen ist dieses Modell geeignet? Wann ist eine Verpachtung sinnvoller? Welche Anforderungen sind an den Erfolg gestellt? Woran kann der Erfolg scheitern? Welche Chancen und Risiken birgt das Modell? Wie sehen die Schritte bei einem Modellwechsel konkret aus?
Der Vortrag beleuchtet aus dem Blickwinkel der Grundstückseigentümer und mit der jahrelangen Erfahrung aus einer Reihe von eigenbewirtschafteten Revieren alle Fragen, die für eine fundierte Entscheidung notwendig sind. Er zeigt, worauf es bei einem Wechsel ankommt und welches Handwerkszeug benötigt wird: Von der Entscheidungsfindung, der Vergabe bis zur Organisation der Eigenbewirtschaftung.
Hochschule Forst Rottenburg
Erfahrungen aus einem Projekt zur jagdlichen Eigenbewirtschaftung der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg: Der zunehmende Druck durch den Klimawandel rückt die wichtige Rolle der Jagd für den Waldumbau ins Rampenlicht. Viele Waldeigentümer sehen sich mit klimabedingten Waldschäden konfrontiert, die zeigen, dass ein „Weiter so“ nicht möglich ist.
Wenn aufgrund unzureichender Bejagung auch noch die Naturverjüngung ausbleibt, wird der Umbau zu einem klimastabilen Mischwald eine kostspielige Herausforderung. Lösungsansätze sind deshalb notwendiger denn je. Bisher wenig beachtet, gibt das Bundesjagdgesetz Jagdrechtsinhabern die Möglichkeit der Eigenbewirtschaftung der Jagd. Damit haben Waldeigentümer die Möglichkeit, die Jagd selbst zu lenken. Welche Optionen es für den Aufbau von eigenbewirtschafteten Jagden gibt, untersucht die Hochschule für Forstwirtschaft momentan in einem Forschungsprojekt. Dabei zeigt sich: In Süddeutschland ist die Eigenbewirtschaftung der Jagd durch Kommunen und Jagdgenossenschaften regional weiter verbreitet als gedacht.
Und: Die Eigenbewirtschaftung ist ein flexibles Modell und bietet viele individuelle Möglichkeiten zur Anpassung an lokale Gegebenheiten. Im Vortrag werden Auszüge aus den bisherigen Projekterkenntnissen präsentiert.
Wildökologie-Heute
Forstbetrieb Schloss Neuenhof
Das „Rehwildprojekt NRW“ (2017 – 2022) hat verdeutlicht, dass in den meisten erfolgreich bejagten Revieren nach „Kyrill“ eine Umstellung der Jagd stattgefunden hatte. Im Vortrag wird erläutert, was sich in den Revieren bzw. Betrieben geändert hat – sowohl für die Eigentümer als auch für die Jäger. Am Beispiel des Forstbetriebs Schloß Neuenhof werden die tiefgreifenden Veränderungen des Jagdbetriebs verdeutlicht.
Dipl. Ing. (FH) Wald und Forstwirtschaft, Jagdgenossenschaft Wingenbach, Landwirt
Trockenheit und Käferkalamitäten veränderten die forstliche Ausgangslage in den gemeinschaftlichen Jagdbezirken fundamental. Für die Jagdgenossenschaft Wingenbach war nach gründlicher Diskussion offensichtlich, dass neue Wege beschritten werden mussten. Vielen Jagdgenossen war die Option der Eigenbewirtschaftung zunächst nicht bekannt. Man ging den ersten Schritt zum Jagdjahr 2023/2024 und wechselte mit zunächst einem Jagdbezirk in die Eigenbewirtschaftung.
Allerdings begleitet von massivem Gegenwind aus der regionalen und überregionalen Jägerschaft. Nach dem ersten Jagdjahr hat sich der Sturm gelegt. Veränderungen auf der Fläche sind sichtbar, das wirtschaftliche Ergebnis für die Jagdgenossen ist positiv. Der Beschluss, auch den zweiten Jagdbezirk ab dem Jagdjahr 2025/26 in die Eigenregie zu überführen fiel in der Jagdgenossenschaft ohne Gegenstimme. Eine erste Bilanz in Sachen Ökologie, Ökonomie und Gemeinschaft.
Waldgenossenschaft Burbach
Was hat die Waldgenossenschaft bewogen, über die Neuorganisation der Jagd auf ihren Flächen nachzudenken und wie war die Ausgangssituation auf dem Flächen? Welche finanziellen Schäden entstehen den Eigentümern, wenn die Jagd nicht sachgerecht ausgeübt wird? Ein Blick in die Praxis nach einem Jagdjahr in Eigenbewirtschaftung: Welches Fazit zieht die Waldgenossenschaft und wie geht es weiter?
Das Jagdrecht in Deutschland ist an das Grundeigentum gebunden. Jagdrechtsinhaber sind die Grundeigentümer. Den rechtlichen Rahmen bilden das Bundesjagdgesetz und die ergänzenden Landesjagdgesetze. Maßgebend sind zudem Tierschutz-, Umwelt- und Waldgesetze sowie das Waffenrecht.
Für die Organisation der Jagd gilt das Reviersystem. Die Grundeigentümer bilden in der Regel eine Jagdgenossenschaft und entscheiden gemeinsam darüber, in welcher Form die Jagd auf ihren Flächen ausgeübt werden soll. Die häufigste Form der Jagdrechtswahrnehmung ist in NRW immer noch die Vergabe des Jagdausübungsrechts in Form von Verpachtung an einen Jagdpächter.
Wie in Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz entscheiden sich auch in NRW mittlerweile Jagdgenossenschaften und Kommunen mit Eigenjagdbezirken für ein Ende der Verpachtung und für die Bewirtschaftung in Eigenregie.
Mit dieser Tagung möchten wir Jagdrechtsinhabern Impulse und Anregungen geben, die für die Entscheidungsfindung zur künftigen Jagdstrategie hilfreich sind.