Diese Webseite fasst die Kernaussagen eines Vortrags über die Eigenregiejagd zusammen und bietet Werkzeuge für deren erfolgreiche Umsetzung im Kontext des Klimawandels. Es wird betont, dass die Jagd eine entscheidende Rolle bei der Erreichung waldbaulicher Ziele spielt und dass die Eigenregiejagd, im Gegensatz zur Verpachtung, eine direktere Steuerung und Verantwortung ermöglicht.
Warum Eigenregiejagd?
Im Gegensatz zur oft praktizierten Verpachtung ermöglicht die Eigenregiejagd dem Jagdrechtinhaber die direkte Kontrolle und Steuerung der Jagdaktivitäten. Dies ist besonders wichtig, um waldbauliche Ziele im Angesicht des Klimawandels effektiv zu erreichen. Bäume pflanzen allein reicht nicht aus; eine angepasste Jagd ist essenziell.
Charakteristika der Eigenregiejagd
Regieführung: Der Jagdrechtinhaber führt selbst Regie und trägt die Verantwortung.
Haftungsrisiko: Das volle Haftungsrisiko liegt beim Jagdrechtinhaber.
Investitionsrisiko: Der Jagdrechtinhaber trägt das Investitionsrisiko.
Ergebnisoffenheit: Das wirtschaftliche Risiko liegt beim Jagdrechtinhaber.
Im Gegensatz dazu werden bei der Verpachtung diese Aspekte vertraglich an den Pächter übertragen.
Das Modell der Eigenregiejagd
Der Jagdrechtinhaber benennt einen verantwortlichen Jäger. Dieser ist die zentrale Person in der Eigenregiejagd und übernimmt folgende Aufgaben:
Jagdausübung: Leitung und Koordination des Jagdbetriebs.
Ansprechpartner: Kommunikation mit Behörden und anderen Institutionen.
Verantwortlichkeit: Übernahme der Verantwortung für die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften.
Die finanzielle Verantwortung (Einnahmen, Ausgaben, Risiko, Haftung) verbleibt beim Jagdrechtinhaber.
Anforderungen an den verantwortlichen Jäger
Der verantwortliche Jäger sollte folgende Eigenschaften mitbringen:
Unabhängigkeit
Loyalität gegenüber dem Jagdrechtinhaber
Fachkompetenz
Organisationsgeschick
Kommunikationsfähigkeit
Durchsetzungsvermögen
Eine gescheiterte Eigenregiejagd führt zu den Nachteilen beider Modelle (Verpachtung und Eigenregie) und sollte daher unbedingt vermieden werden.
Vertragsinhalte
Folgende Punkte sollten in einem Vertrag (Anstellungsvertrag für den verantwortlichen Jäger) berücksichtigt werden:
Kurze Vertragslaufzeiten: Ermöglichen Flexibilität und Anpassung.
Bejagungskonzept: Vorgeben oder einfordern, um klare Ziele zu definieren.
Wildschadensersatzpflicht: Regeln definieren, inklusive eines "Plan B" für den Fall, dass die Jagd nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt.
Anreize für Zielerreichung: Motivation des Jagdteams durch Belohnungen.
Evaluierungsfaktoren: Festlegen, um den Fortschritt zu überwachen.
Kündigungsrechte: Klare Regelungen für den Fall einer notwendigen Beendigung.
Verpflichtungen: Z.B. Durchführung von Drückjagden und Duldung von Überjagenden Hunden.
Schritte beim Wechsel in die Eigenregiejagd
Entscheidung: Verpachtung beenden oder in Eigenregie wechseln.
Revierprüfung: Zuschnitt des Jagdreviers überprüfen und ggf. anpassen.
Bejagungskonzept: Erstellen eines Konzepts mit klaren Zielen.
Jagdteam: Suche nach geeigneten Jägern, idealerweise vor Ort.
Abschussplanung: Sicherstellung der benötigten Abschüsse.
Wildversorgung: Klärung von Wildkammer und Versorgung.
Jagdliche Infrastruktur: Konzept für Jagdeinrichtungen erstellen.
Wildverkauf: Organisation des Wildverkaufs.
Zieldefinition im Bejagungskonzept
Waldvision: Formulierung einer klaren Vorstellung vom gewünschten Waldzustand (z.B. strukturierter, gemischter Mischwald).
Weiserflächen: Nutzung von Weiserflächen als Referenz für die natürliche Entwicklung.
Lichtverhältnisse: Berücksichtigung der Lichtverhältnisse für die Baumartenwahl.
Beispiele für evaluierbare Ziele:
Mindestanzahl verschiedener Baumarten pro Hektar.
Mindesthöhe der Bäume nach bestimmten Zeiträumen.
Konkrete Mischungsanteile der Baumarten zueinander.
Abschussplanung
Zielwilddichten: Festlegung von Zielwilddichten basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Empfehlungen (z.B. DJV).
Rückrechnung: Berechnung des Ausgangs-Wildbestands aus dem Abschuss und den Zuwächsen.
Berücksichtigung der Landwirtschaft: Einbeziehung der Landwirtschaft in das Bejagungskonzept, insbesondere beim Schwarzwild.
Beurteilung des Abschusses
Verbisslinie: Einfache Methode zur Beurteilung des Verbisses (aufrecht stehend für Rotwild, kniend für Rehwild).
Vergleich mit geschützten Pflanzen: Vergleich des Wachstums von Pflanzen innerhalb und außerhalb von Zäunen.
Bedeutung der selektiven Verjüngung
Rehwild bevorzugt bestimmte Baumarten. Eine Erhöhung des Abschusses wirkt sich erst ab einer bestimmten Schwelle positiv auf die Verjüngung der weniger beliebten Baumarten aus. Diese Schwelle ist biotopabhängig und sollte für jeden Betrieb ermittelt werden.
Finanzielle Betrachtung
Die Kosten der Eigenregiejagd hängen vom Refinanzierungszeitraum ab. Eine Vorkalkulation ist ratsam, um die finanziellen Auswirkungen abzuschätzen. Es sollte nicht das Ziel sein, mit der Jagd Gewinn zu erzielen, sondern in sie zu investieren, um die waldbaulichen Ziele zu erreichen.
Fazit
Die Eigenregiejagd bietet die Möglichkeit, die Jagd aktiv zu gestalten und an die Herausforderungen des Klimawandels anzupassen. Eine klare Zieldefinition, ein durchdachtes Bejagungskonzept, ein kompetenter verantwortlicher Jäger und eine kontinuierliche Evaluierung sind entscheidend für den Erfolg. Die Bereitschaft zur Investition in die Jagd ist unerlässlich, um die gewünschten waldbaulichen und ökologischen Ergebnisse zu erzielen.