Hochschule Forst Rottenburg
Diese Webseite fasst die Ergebnisse eines Forschungsprojekts der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg zusammen, das sich mit der Eigenbewirtschaftung der Jagd in Baden-Württemberg befasst. Das Projekt, gefördert vom Ministerium für Ernährung, ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, konzentriert sich speziell auf Kommunen und Jagdgenossenschaften und zielt darauf ab, ein praktisches Handbuch für den Aufbau einer eigenen Regiejagd zu erstellen.
Ausgangspunkt war die Sorge vor den Folgen eines Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest (ASP). Befragungen von Jagdpächtern zeigten, dass einige im Falle eines ASP-Ausbruchs ihre Pachtverträge auflösen könnten. Dies hätte die Flächeneigentümer in eine schwierige Lage gebracht, da sie plötzlich für die Jagd verantwortlich gewesen wären, ohne darauf vorbereitet zu sein. Zudem gab es ein wachsendes Interesse an der Eigenbewirtschaftung, jedoch fehlte es an fundierten Informationen und Best-Practice-Beispielen.
Eigenbewirtschaftung bedeutet, dass die Jagd durch den Eigentümer selbst oder eine vom Eigentümer beauftragte Person ausgeübt wird.
Eine Umfrage unter den unteren Jagd- und Forstbehörden in Baden-Württemberg ergab, dass es 62 Kommunen und Jagdgenossenschaften mit Eigenbewirtschaftung gibt. Diese Zahl war deutlich höher als erwartet und zeigt, dass dieses Modell in Süddeutschland durchaus verbreitet ist. Die Größe der betroffenen Reviere variiert stark, von 81 Hektar bis hin zu 8.500 Hektar. Oft wird zunächst mit Teilflächen begonnen, um Erfahrungen zu sammeln. Interessanterweise gibt es auch Fälle, in denen die Feldflächen größer sind als die Waldflächen, was angesichts des Wildschadensrisikos in der Landwirtschaft ungewöhnlich ist.
Seit 2020 ist ein deutlicher Anstieg der Gründungen von Regiejagden zu verzeichnen. Dies deutet auf wachsende Konflikte im traditionellen Pachtsystem hin.
Die Hauptziele der Eigenbewirtschaftung sind:
In Bayern, insbesondere in Oberbayern, ist die Eigenbewirtschaftung durch Jagdgenossenschaften, oft bäuerlich geführt, bereits seit etwa 20 Jahren verbreitet. Dort leiten häufig private Jäger die Jagd als beauftragte Personen. In Baden-Württemberg hingegen übernehmen oft Förster diese Aufgabe.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Regiejagd zu organisieren, abhängig von den jeweiligen Voraussetzungen und Zielen.
Je höher der Aufwand, desto größer ist der Einfluss des Eigentümers auf die Jagd.
Die Kosten variieren stark. Befragungen in Bayern und Baden-Württemberg ergaben folgende Richtwerte pro Hektar und Jahr:
Es ist wichtig zu betonen, dass die Eigenbewirtschaftung nicht primär auf Gewinn ausgerichtet sein sollte, sondern auf die Erreichung der waldbaulichen Ziele. Die Einsparungen durch vermiedene Wildschäden, Zuwachsverluste und Kosten für Schutzmaßnahmen sollten ebenfalls berücksichtigt werden.
Ein Beispiel aus Pullingen zeigt die positiven Auswirkungen der Eigenbewirtschaftung. Nach der Umstellung auf Eigenbewirtschaftung konnte eine deutliche Verbesserung der Naturverjüngung beobachtet werden.
Eine funktionierende Pachtjagd ist eine gute Lösung. Wenn dies jedoch nicht der Fall ist, kann die Eigenbewirtschaftung eine sinnvolle Alternative sein. Es gibt nicht die eine richtige Lösung, sondern es gilt, die für die jeweiligen Verhältnisse passende Vorgehensweise zu finden. Die Eigenbewirtschaftung bietet die Möglichkeit, die Jagd aktiv zu gestalten und die Jäger fortzubilden. Wichtig ist eine klare Zielsetzung und die Erkenntnis, dass Nichtstun keine neutrale Option ist. Das Jagdrecht liegt beim Eigentümer, der somit die Möglichkeit hat, die Jagd aktiv zu gestalten.