Waldgenossenschaft Brurbach: 
Erfolgreiche Eigenbewirtschaftung der Jagd

Christopher Förster 

Waldgenossenschaft Burbach

 

Diese Webseite präsentiert die Erfahrungen der Waldgenossenschaft Brurbach im südlichen Siegerland, die seit 2023 erfolgreich die Jagd in Eigenregie betreibt. Der Bericht schildert die Ausgangslage, die Beweggründe für die Umstellung, die Umsetzung und die beeindruckenden Ergebnisse.

 

Ausgangslage und Beweggründe

Die Waldgenossenschaft Brurbach, bestehend aus 300 Anteileignern mit insgesamt 860 Hektar Waldfläche, sah sich massiven Kalamitätsereignissen ausgesetzt. 400 Hektar Wald waren betroffen. Die bestehende Verpachtung des Reviers Brurbach 2 lief aus, und der Vorstand der Waldgenossenschaft entschied, die Jagd in Eigenregie zu übernehmen, da die bisherige Verpachtung keine zufriedenstellenden Ergebnisse mehr lieferte. Ziel war es, die Wiederbewaldung durch eine effektivere Jagd zu unterstützen.

 

Umsetzung der Eigenbewirtschaftung

  • Jagdbeauftragter: Der Referent wurde zum Jagdbeauftragten ernannt.
  • Jagdteam: Ein Team aus fünf Jägern wurde zusammengestellt.
  • Kommunikation und Organisation: Eine Revier-App mit allen Reviergrenzen und Ansitzeinrichtungen sowie eine WhatsApp-Gruppe für die Kommunikation wurden eingerichtet.
  • Ansitzeinrichtungen: Alle bestehenden Ansitzeinrichtungen wurden übernommen. Neue Hochsitze wurden in Eigenleistung aus eigenem Holz gebaut.
  • Begehungsscheine: Die Begehungsscheine sind jährlich gültig und können verlängert werden. Es besteht ein Sonderkündigungsrecht. Alle Ansitzeinrichtungen gehören der Waldgenossenschaft. Jeder Jäger leistet Arbeitsstunden beim Hochsitzbau und darf nach Absprache einen Jagdgast mitnehmen.
  • Jagdstrategie: Es werden Intervalljagden durchgeführt, um flexibel auf die Wildbestände reagieren zu können.

 

Ergebnisse und Erfolge

Die Ergebnisse des ersten Jagdjahres übertrafen alle Erwartungen:

  • Hohe Abschusszahlen: Im ersten Jahr wurden 88 Rehe auf 220 Hektar (40 Rehe pro 100 Hektar) erlegt. Im laufenden Jahr wurden bereits 18 Rehe pro 100 Hektar im ehemaligen Revier Burbach 2 und 23 Rehe im neuen Revier Burbach 1 (mit höherem Rotwildbestand) erlegt. Zusätzlich wurden im neuen Revier 17 Stück Rotwild erlegt.
  • Verbesserte Wildkörpergewichte: Die erlegten Kitze im ehemaligen Revier Burbach 2 weisen ein deutlich höheres Gewicht auf als im Rotwildrevier.
  • Reduzierung von Wildunfällen: Auf einer durch das Revier verlaufenden Landstraße gab es keine Wildunfälle mehr.
  • Erfolgreiche Naturverjüngung: Eichen wachsen ohne Verbiss, und das Waldweidenröschen breitete sich flächig aus – ein Phänomen, das in der Region normalerweise nur in Gattern zu beobachten ist.
  • Positive Resonanz: Die Jagdgenossenschaft und andere Waldbesitzer sind von den Ergebnissen begeistert.

 

Wirtschaftliche Betrachtung

Der Referent präsentierte eine „Milchmädchenrechnung“, die verdeutlicht, welche Kosten durch Wildverbiss entstehen können. Basierend auf einer geschätzten Futtermenge pro Reh und den Kosten für die Pflanzung junger Bäume errechnete er eine potentielle Einsparung von bis zu 3,5 Millionen Euro für die gesamte Fläche der Waldgenossenschaft. Dies steht im Kontrast zu den bisherigen jährlichen Jagdpachteinnahmen von 33.000 Euro.

 

Ausblick

Nach dem Erfolg im ersten Revier wurde beschlossen, die Eigenbewirtschaftung auf alle vier Reviere der Waldgenossenschaft auszuweiten. Die Gespräche mit den verbleibenden Pächtern verliefen konstruktiv, und es konnten Lösungen für eine vorzeitige Vertragsauflösung gefunden werden.

 

Fazit und Appell

Die Eigenbewirtschaftung der Jagd hat sich für die Waldgenossenschaft Brurbach als voller Erfolg erwiesen. Sie ermöglicht eine gezielte Jagdstrategie zur Erreichung der waldbaulichen Ziele und führt zu deutlichen Verbesserungen in der Naturverjüngung und einer Reduzierung von Wildschäden. Der Referent betont die Flexibilität des Systems und die Möglichkeit, es an die jeweiligen Gegebenheiten anzupassen. Er ermutigt andere Waldbesitzer, diesen Weg zu prüfen und bietet interessierten Personen an, sich die Erfolge vor Ort anzusehen. Die Eigenbewirtschaftung ist eine Chance, die Jagd aktiv zu gestalten und einen wertvollen Beitrag zum Erhalt und zur Entwicklung gesunder Wälder zu leisten.